The Source
Here is the review, unfortunately only in German:
Trygve Seim & The Source - The Source
Auf ihrem zweiten ECM-Album kehrt die norwegische Band The Source zu ihren Ursprüngen zurück. Seit der Gründung der Band im Jahre 1993, als Trygve Seim, Øyvind Brække und Per Oddvar Johansen allesamt noch Musikstudenten am Trøndelag-Konservatorium in Trondheim waren, folgen die drei Musiker treu ihrem damals gefaßten Grundsatz, jedes Konzert vollkommen anders zu gestalten. In der seither verstrichenen Zeit haben sie wildeste stilistische Kollisionen provoziert und bei diversen Gelegenheiten mit überraschenden Partnern zusammengearbeitet: mit Dichtern und DJs, Raï-Sängern und Rappern, Konzept- und Performance-Künstlern und sogar mit Eishockeyspielern.
Es gab Begegnungen mit den Rockmusikern von Motorpsycho sowie den klassischen Musikern des Cikada String Quartet (dokumentiert auf dem im Jahr 2000 erschienenen Album "The Source And Different Cikadas"). Die überwiegende Mehrheit ihrer Auftritte absolvierte The Source aber als Quartett. Und für dieses Format wurden im Laufe der vergangenen dreizehn Jahre auch die meisten Stücke geschrieben. Für das Album "The Source" wurden nun einige dieser live sehr häufig aufgeführten Werke endlich auch im Studio eingespielt.
Die ungewöhnliche Besetzung mit Saxophon, Posaune, Baß und Schlagzeug erinnert natürlich an einige andere Ensembles mit selber Instrumentierung (etwa an John Tchicais New York Art Quartet, die Gruppe von Archie Shepp und Roswell Rudd oder Albert Mangelsdorffs Quartett mit Heinz Sauer), unterscheidet sich von diesen in kompositorischer Hinsicht allerdings grundlegend. The Source greift auf außerordentlich wohlkonzipiertes Material zurück, das von der Band, die zugleich sehr frei als auch sehr präzise ist, mit Witz, Feuer und Flair interpretiert wird. "Die Tatsache, daß wir kein Akkordinstrument in unseren Reihen haben, gibt uns sehr viel Bewegungsfreiraum und ermöglicht uns, die Musik sehr viel offener zu gestalten", meint Trygve Seim.
Auf "The Source And Different Cikadas" und Seims Soloalben "Different Rivers" und "Sangam" demonstrierten Saxophonist Trygve Seim und Posaunist Øyvind Brække bereits ihr wachsendes Interesse an "fernöstlichen" Klangfarben. Ihre Phrasierungen erinnerten gelegentlich an die Töne von Bansuri-Flöten, Shakuhachis und Duduks. Auf diesem neuen Album tauchen diese Sounds vor allem in den beiden von Schlagzeuger Per Oddvar Johansen geschriebenen Stücken "Tamboura Rasa" und "Mmball" auf. Letztere Komposition war schon auf "The Source And Different Cikadas" zu hören und wurde auf nachdrücklichen Wunsch von Produzent Manfred Eicher umarrangiert und neu aufgenommen.
Das Album insgesamt ist jedoch weitaus "jazziger" als seine Vorgänger. "Der Großteil des Materials stammt diesmal von Øyvind, und er ist in mancherlei Hinsicht mehr im Jazz verwurzelt als ich es bin", meint Trygve Seim. "Als wir die Band 1993 gründeten, hörten wir sehr viele Aufnahmen von Ornette Colemans Quartett mit Dewey Redman. Das Ensemble war für uns definitiv ein Vorbild und hat uns nachhaltig inspiriert. Wir spielten damals sogar Songs von dieser Band. Ich glaube, einige der jetzt von uns gemachten Aufnahmen haben eine ähnliche Energie."